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Meine Geschichte 10


Er steht lässig an der Rezeption, an der ich vor langer, langer Zeit, so scheint es mir, schon einmal meine Freiheit abgegeben habe. Ich, Stute, in Grundstellung, in vollem Zaumzeug, er sieht gut aus, jung, könnte Börsenmakler oder so sein; hab Glück gehabt. Ich freue mich auf das Jahr. Mit ihm. Wird schön werden. Wenn er mich richtig zu nehmen weiß, wird es der Himmel auf Erden. Ein Jahr lang, vielleicht für immer?

Er schließt meine Scheuklappen, zerrt mich an der Halskette durch die Tür, die Treppe hinab, drückt mich in ein Auto, eine kalte Plastikplane auf dem Sitz, wohl damit ich ihm die Polster nicht ruiniere. Ich bin gespannt, was paßiert. Stimmengemurmel, dann setzt er sich ans Steuer, fährt auf die Straße. Was soll nur jemand sagen, der mich so im Auto sieht? Egal, sein Problem. Wir fahren kaum 30 Minuten, schweigend, der Wind spielt in meinen Haaren, ich genieße das, möchte glücklich aufstöhnen, die Trense verhindert jedes Wort, ein Cabrio, natürlich, so sieht er aus, eigentlich ein Glücksfall, scheint ziemlich reich zu sein, das wird gut, das wird ein schönes Jahr werden, ich werde ihn schon glücklich machen, keine Angst mein Freund, ich werde dich schon hinbringen.

Dann hält er, zerrt mich aus dem Auto. Eine Frauenstimme, Hallo, schon zurück? Ist sie das, laß mal sehen. Ich stehe stocksteif da. Hatte ich geglaubt, einen Mann für mich alleine zu haben? Einen wie diesen? Träumerin. Was werde ich nun? Geliebte? Mätresse? Oder Putzfrau? Lebendige Spülmaschine? Vielleicht Kindermädchen mit erotischer Ausstrahlung? Das darf alles nicht wahr sein, das halte ich nicht aus, dafür habe ich das alles nicht mitgemacht, das könnt ihr mit mir nicht machen...

Scheint ganz brauchbar zu sein. Dreh dich mal um, kräfig ist sie ja. Gut, bring sie zu den anderen, denk an den Nasenring. Morgen früh, meine heiße Süße, geht der Transport nach Genua, dann wirst du Galeerensklavin auf der Dulcibella, eine von hundertdreißig. Ich hoffe, du bist es wert. Das Jahr wird hart, aber es wird dir gefallen...

Es geht eine Treppe hinunter, eine Kellertreppe, etwas kühl und feucht, vielleicht ein alter Weinkeller oder so, die Hand in meinem Nacken dreht mich herum, bleib hier stehen. So, nimm die Hände herunter, nach hinten, eine kleine Kette bindet sie auf dem Rücken zusammen. Wird er mich jetzt nehmen? Hinknien! Hart faßt er meinen Kopf, drückt ihn nach hinten, offenbar auf sein Knie, er sitzt, ich bin vollkommen hilflos. Er sprüht mir etwas in die Nase, ganz kalt wird es, dann fährt er mit einem Instrument hinein, ich spüre ein kurzen Stich, dann ist es vorbei, ich habe ein Loch in der Nasenscheidewand! Er schiebt etwas kleines, hartes hinein, eine Metallöse, mit der Zange wird sie festgemacht, damit die Nase nicht ausreißt, dann legt er einen Ring an und, klick, verschließt ihn. Der läßt sich nicht mehr entfernen, er hat keinen Verschluß, den man öffnen könnte, allenfalls mit einem Seitenschneider. Ich habe einen Ring in der Nase! Unglaublich! Wie wird das aussehen? Das ist ja fast wie ein Brandzeichen. Ich spüre ihn, jede Bewegung auf meiner Oberlippe. Ein Eisenring in meiner Nase...

Steh auf. Die kleine Kette wird gelöst, er nimmt mir die Trense und Scheuklappen ab, auch die Stiefel und das Harness werden ausgezogen, hängt sie neben andere an die Wand, die brauchst du erstmal nichtmehr, ich bin nackt, es ist kalt und dunkel, nur ein paar Kerzen erhellen die Umgebung. So, meine süße Stute, jetzt kommst du zu den anderen.

Es ist wirklich ein alter Weinkeller, überall kleine Höhlen offenbar im Fels, einige mit starken, festen Gittern versperrt, hinter denen man Fässer und Vorräte sehen kann. Er schiebt mich weiter, fester Griff im Nacken, hinter einem der Gitter erkenne ich Bewegungen, schwarze Stuten, alle haben einen goldenen Ring in der Nase, wie ich, auch wenn meiner aus Eisen ist, ein stilles Durcheinander, ein faszinierender Anblick im Kerzenschein, kein Ton fällt. Da wäre ich jetzt gerne. Aber ich bin weiß, unveränderbar weiß!

In den nächsten beiden Höhlen liegen vier und fünf Züge weiße Stuten, je zehn Stück, im Sand, an der Halskette, nackt wie ich, kein Zaumzeug. Er schließt das Gitter auf, schiebt mich hinein. Ich muß mich zwischen die Mädchen setzen, die neugierig aufblicken, er löst die Kette, zieht sie durch meinen Halsring und macht sie wieder beim letzten Mädchen fest, dann geht er hinaus, die Gittertür fällt krachend in ein schweres Schloß. Ich bringe dir gleich etwas zu essen, die anderen haben schon.

Da bin ich also, eine Stute in einem Weinkeller, mit neun anderen an eine Kette gefesselt, nackt, halb eingegelt, mit einem Ring durch die Nase, der kitzelt und ein bißchen weh tut, an einer Kette, an meinem Hals wieder dieser Eisenring mit den Ösen, zwischen den Gelenken die Ketten, ungewohnt, aber bekannt, fünfzig Stuten mit mir, in einer Höhle. Was hat mich getrieben, mitzumachen? Warum habe ich nur den Brief nicht weggeworfen? Was hat mich getrieben, ein ganzes Jahr unbezahlten Urlaub zu nehmen? Was ist bloß in mich gefahren, was ist los mit mir? Ist die Sehnsucht wirklich so groß? Und jetzt hier, in einer kalten, feuchten Höhle, offenbar zur Galeerensklavin vorgesehen, verurteilt, ist es das? Schöne Aussichten. Galeerensklavin! Na prima. So hatte ich mir das wohl kaum vorgestellt! Ein Jahr lang, ich muß verrückt sein...

Das leise Getuschel verstummt sofort, als die Frau auftaucht. Sie ist eine Freie, ein Rotschopf mit kurzen Haaren, im Nacken sorgfältig ausrasiert, nettes Gesicht, vielleicht früher seine Sklavin, trägt Jeans, knall eng, aber vorteilhaft. Sie trägt ein Tablett mit dampfenden Essen, nur die Peitsche, die sie in der Hand hält, stört den Eindruck etwas. Ich fasse heißhungrig zu. Die Stuten neben mir begutachten mich, verlieren dann das Interesse, ich bin eine von ihnen, keine Gefahr, alle an derselben Kette, alle nackt, alle mit Ring in der Nase, kein Wort fällt.

Das Tablett wird wieder abgeholt, nun schlaft, morgen ist ein langer Tag, die Kerzen werden gelöscht, es ist dunkel, die Halskette schmerzt einwenig, sie zieht und zerrt, ich versuche mich irgendwie richtig in den Sand zu legen, es ist ein bißchen feucht und kühl, gar nicht so einfach, wenn die nächste Stute keine dreißig Zentimeter entfernt an der gleichen Kette hängt. Ich bin an diese Ketten nicht mehr gewöhnt, kann man sich so schnell entwöhnen?

Ich mache die Augen zu. Mir schießen die Bilder des Tages nocheinmal durch den Kopf, das darf nicht wahr sein, ich bin buchstäblich unfrei, fehlt nur noch ein Brandzeichen. Was hat mich getrieben, mitzumachen? Was treibt mich, daß ich nicht aussteige? Ich könnte jederzeit das Codewort sagen und wäre sofort raus. Vermutlich dürfte ich sogar auf den Hof zurück, schlimmstenfalls müßte ich erklären, warum ich nun doch keinen unbezahlten Urlaub haben will, also, warum bin ich noch hier? Was hält mich an dieser Kette, zwischen den Mädchen hier, die sich vielleicht das selbe fragen?

Ich bin müde, schließe die Augen, bin fast eingedämmert, drehe mich nochmal hin, da mein linkes Bein einschläft. Eine Hand kommt von hinten, streichelt meine Seite, ich drehe mich um so gut es eben die Kette zuläßt, versetze ihr eine schallende Ohrfeige, gar nicht so leicht mit gefesselten Händen, lege mich wieder hin und bin schon eingeschlafen...


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