Dieser Text unterliegt dem Copyright der Autorin Sabine Munderbach und darf abgesehen von meiner eigenen Homepage http://www.bound2be.de/sab ohne mein Einverständnis nicht weiterverbreitet, im Netz zur Verfügung gestellt oder abgedruckt werden; ist das klar?
Ich hoffe es... sab (sab@bound2be.de)

Meine Geschichte 11


Ich sitze am Schreibtisch und kaue an meinem Kugelschreiber, während ich die letzten Zeilen in den Computer tippe. Ich denke gerne an Samos, Zakynthos, Rhodos zurück, die ich alle erlebt, gefühlt, gerochen, aber nicht gesehen habe. Ich habe Schafskäse zwischen Zähnen und Trense geschmeckt, ich habe mit den Jungs im Feld geschlafen, habe sie geschafft, bin glücklich gemacht worden, ich habe sie von Insel zu Insel gerudert, mit neunzig anderen Mädchen, mit schmerzenden Armen, ein Jahr lang, fast wie im Rausch. Ein Jahr ohne Zeit wußte ich, wo ich hin gehöre, ein Jahr brauchte ich nichts selbst entscheiden. Ein Jahr voller harter Arbeit, aber auch voller Zufriedenheit, voller Glück. Das war es, was ich gesucht hatte. Alles aufgeben, in eine andere Welt eintauchen, nicht mehr ich, und dabei immer die Freiheit, alles abzubrechen. Und gerade deswegen weiterzumachen.

Ich hätte nicht gedacht, daß es außer mir Mädels gibt, die sich nach ähnlichem sehnen; es gibt viele. Sie sind ehrbare Mädchen, man sieht ihnen ihr Verlangen nicht an. Selbst viele Ehemänner wissen nichts von den Sehnsüchten und Phantasien ihrer Frauen. Niemand hätte gedacht, daß sie Wirklichkeit werden könnten, für etwas mehr als hundert Girls werden sie es jedes Jahr. Und jetzt, wo ich hier in meiner Bank sitze, heimlich meine Geschichte in den Compi tippe, mich ja nicht von Kollegen erwischen lassen darf, wo mag die Dulcibella heute sein? Werden immernoch neunzig Sklavinnen schweißtriefend an den Rudern ziehen? Werden sie durch Samos, Zakynthos oder sonst eine Insel gezerrt werden, um spät abends auf einem Dorfplatz mit den Griechen, nackt wie sie sind, das Gel auf ihrer Haut blitzend, blind und eingezwängt, einen Sirtaki zu tanzen? Werden sie ihre Besitzer auf dem Schiff glücklich machen, in irgendeinem Feld zum Wahnsinn treiben? Werden sie die tunesische Küste entlang rudern, entlang schuften? Oder den Nil hinauf? Werden sie an der Kette, hinter einem Kamel, in einer Karawane, nackt, barfuß, blind ein paar Tage lang durch die Wüste gezerrt werden? Werden sie versteigert, ausgepeitscht, angekettet, gestreichelt, geschlagen, gepflegt, geliebt werden? Werden sie das Jahr ihrer Sklaverei, die Galeere durchstehen? Werden sie vielleicht sogar einen Besitzer finden, der sie ganz, für immer behält? Erfüllung, Lust, grenzenlose Befriedigung? Ich könnte noch einmal, jetzt, sofort, gleich, ich will hier raus...

Keiner hier in der Bank ahnt etwas; hoffe ich jedenfalls. Meinen Halsreifen haben die längst als Schmuck akzeptiert, der Nasenring wurde entfernt, seine Reste liegen auf meinem Schreibtisch hier, keiner weiß um seine Magie. Keiner würde glauben, ich, der Boß, die Unnahbare, ginge überhaupt mit irgendjemandem ins Bett, allenfalls mit einem festen Freund. Tu ich ja auch nicht, bin solo. Und bleibe es. Glücklich so.

Und scheuchen kann ich die lieben Kollegen wie vorher nie. Es macht mir richtig Spaß, den Vamp, den Chef heraushängen zu lassen. Hier bin ich der Boß, die Amazone, und wehe ihr spurt nicht. Keine Peitsche, nein, das habe ich nicht nötig, obwohl ich manchmal nicht übel Lust hätte, aber trotzdem hart und gerecht, das Geschäft läuft gut.

Und niemand weiß um das Loch in meiner Nasenscheidewand. Niemand weiß um den Halsring mit den Ösen, die Ketten zwischen meinen Gelenken, das Harness, die Scheuklappen, die Trense, niemand weiß, wo ich hin und wieder meine Wochenenden verbringe. Und mit wem. Niemand weiß um meine Sehnsucht. Niemand.

Und das ist gut so...


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